Museum & Sammlung in der Eisenmühle

Technikbegeisterte feiern die Nutzbarmachung der Wasserkraft als eine der größten technischen Errungenschaften des Menschen, da es ihm gelang, Muskelkraft durch eine erneuerbare Naturkraft zu ergänzen. Als jahrhundertealter Mühlenstandort war das heutige technische Kulturdenkmal Eisenmühle schon immer von Technik geprägt. Noch Mitte des 20. Jahrhunderts gab es hier neben einer Getreide- auch eine Schneidemühle und natürlich die Eisenpulvermühle. Die damaligen vielfältigen Nutzungen spiegelten die Bedürfnisse der in der Umgebung lebenden Bevölkerung wider, waren aber auch Indikator für Angebot und Nachfrage an den Märkten.

Gleichzeitig kennen wir Musik als Wegbegleiter des Menschen seit Anbeginn der Zeit. Früh suchten Musizierende die naturgegebenen Möglichkeiten ihrer Stimme zu ergänzen, was zur Entwicklung unterschiedlichster Instrumente führte. Allerdings, wie heißt es bereits bei Wilhelm Busch: „Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden.“ Frei übersetzt, nicht jedem ist es gegeben, einem Instrument Wohlklänge zu entlocken. So entstand der Wunsch nach „selbstspielenden“ Instrumenten, die das Musikhören ermöglichten, ohne dass man selber das Instrument beherrschen musste.

Gehen Sie auf Entdeckungsreise! In der Eisenmühle werden Mühle und Musik unerwartete Partner lebendiger Geschichte. Zwei Ausstellungen lassen die Besucher in vergangene Zeiten eintauchen und vermitteln greifbar und anschaulich Technik- und Musikinstrumente-Historie. In der historischen Halle des Eisenmühlenmuseums werden die Geschichte der Mühle, ihr vielfältiger Wirtschaftsbetrieb in den vergangenen Jahrhunderten sowie der Produktionsablauf ihrer letzten Nutzung zur Eisenpulverherstellung anschaulich dargestellt. Von den ehemals sechzehn Reibeanlagen wurde dafür eigens eine der beiden noch existierenden Anlagen funktionsfähig rekonstruiert. Die historische Halle bietet zudem ein ganz besonderes Ambiente für Tagungen und Feiern.

Die Sammlung selbstspielender Musikinstrumente ist im Westflügel der Eisenmühle untergebracht. Kleine und große Exponate wie Spieluhren, Drehorgeln und Orchestrien haben hier eine neue Heimat gefunden. Viele Instrumente stammten ursprünglich sogar aus dem Raum Leipzig. Die heutige Messestadt war um 1900 eines der weltweit größten Zentren der industriellen Herstellung mechanischer Musikinstrumente. In der benachbarten Schauwerkstatt werden Museumsstücke repariert und restauriert, um bald wieder mit ihren Klängen und ihrer einzigartigen Technik die Besucher zu verzaubern.

Vor unserer Zeit

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Die sieben im Südraum von Leipzig gelegenen Elstertrebnitzer „Oberdörfer“ sind slawischen Ursprungs. Im einstigen Rittergutsdorf Oderwitz findet die spätere Eisenmühle zunächst als „Bauernmühle“ Erwähnung. Zwischen 1908 und 1913 brennen das Wohnhaus und ein Wirtschaftsgebäude bis auf die Grundmauern nieder. Ein Jahr später erwarb der aus dem Erzgebirge stammende Clemens Kunze die Brandstätte.

Zunächst wurden Getreidemühle und Sägemühle wieder in Betrieb genommen, danach erfolgte der Neubau der Eisenpulvermühle auf Fundamenten von 1764. Ein Wirtschaftsgebäude mit zwei zuletzt im 18. Jahrhundert umgestalteten Gewölbekellern wurde zum Wohnhaus umgebaut, damit die Ehefrau mit drei Kindern 1922 auf das Eisenmühlengelände umsiedeln konnte.

Im Jahr 1915 startete Kunze die Produktion von Eisenpulver mittels Wasserkraft. Das Geschäft der Fa. Kunze & Co. Pulverisierwerk florierte – 75 Prozent des Eisenpulvers gingen ins europäische Ausland und sogar nach Übersee. Aufgrund der stetig wachsenden Nachfrage erweiterten Clemens Kunze und der ins Geschäft eingetretene Sohn Herbert das Eisenmühlengebäude. Zuletzt wurde 1939 der Westflügel errichtet. Beim Mühlenbetrieb wurden die alten Wasserräder durch Turbinen ersetzt – sogar ein kleiner Generator zur zeitweisen Stromerzeugung war seit 1939 vorhanden. Im Zweiten Weltkrieg brach allerdings der Absatz ins Ausland zusammen, so dass die geplante großzügige Erweiterung der Mühle durch ein Turbinenhaus nicht mehr realisiert wurde.

Nach dem Krieg führte die Familie des Vorbesitzers die Mühle weiter. Als alle 54 Mühlen im Kreis Borna in einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft zusammengefasst werden sollten, übersiedelte die Familie in den Westen. Die Enteignung erfolgte im Jahr 1972. Zwischen 1972 und 1989 wurde die Getreidemühle stillgelegt und die gesamte technische Anlage demontiert. In diesem Zeitraum wurde auch der markante, seinerzeit nur aufgesetzte Traufgiebel des Südflügels der Eisenmühle im Rahmen einer Dachreparatur entfernt.

Nach der friedlichen Revolution kehrte die Familie des Vorbesitzers zurück zur Eisenmühle. Das einst wirtschaftliche Reibeverfahren war jedoch nicht mehr konkurrenzfähig, so dass 1996 die Eisenpulverproduktion endgültig stillgelegt und die Produktionsanlagen bis auf wenige Überreste verschrottet wurden. In den Folgejahren stand die Mühle leer, bis das Ehepaar Mucheyer das Anwesen schließlich 2007 erwarb und mit den umfangreichen Sanierungsarbeiten begann. Im Sommer 2015, genau im 100. Jahr ihres Bestehens, wird die Eisenmühle offiziell als Event Location, Museum und Landpension eröffnet. Eine in einem ökologisch-ökonomischen Gleichgewicht betriebene historische Wasserkraftanlage, die gemeinsam mit Photovoltaik „grünen Strom“ erzeugt, und diverse Projekte rund um Naturschutz, E-Mobilität und Nachhaltigkeit runden das Angebot ab.

Einen Rückblick auf die bewegten Jahre seit unserer Ankunft auf der Eisenmühle 2007 bis hin zur Eröffnung im Sommer 2015 sowie aktuelle Ereignisse finden Sie unter dem Menüpunkt „Aktuelles & Rückblick“.

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